2. Die ersten 2.000 km bis Griechenland

Inzwischen haben wir die ersten 2.000 Kilometer hinter uns gebracht und sind in Griechenland angekommen. Die Route führte uns durch Österreich, Slovenien, Kroatien, ein bisschen durch Bosnien-Herzegowina, wieder nach Kroatien, weiter durch Montenegro und schließlich von Albanien nach Griechenland. Das ist für eine Woche schon ganz ordentlich, fast zu schnell. Aber uns sitzt etwas das Iran- Visum im Nacken, denn das läuft Ende November ab. Das heißt, bis dahin müssen wir in den Iran eingereist sein, dann können wir 30 Tage im Land bleiben.

Bei den Grenzübertritten außerhalb der EU müssen wir uns jedesmal beim Zoll einen Ein- und dann wieder Ausreisestempel auf das CITES-Dokument geben lassen. Es handelt sich hierbei in unserem Fall um eine sogenannte Musikinstrumentenbescheinigung des Bundesamts für Naturschutz (BFN), die wir benötigen, weil mein Flügel über Elfenbeintasten verfügt, wie es bei älteren Instrumenten üblich war. Um den legalen Erwerb und Besitz dieses Elfenbeins zu beweisen, brauchen wir eben dieses Papier. Und die Stempel belegen die rechtmäßige Ein- und Ausfuhr. Am einfachsten wären die Grenzübertritte bis jetzt gewesen, wenn wir gar nichts gesagt hätten. Aber damit wären wir das Risiko eingegangen, beim Verlassen des Landes im Fall einer Kontrolle Schwierigkeiten zu bekommen. Dadurch, dass wir nun diese Stempel einforderten, machten wir den Zoll aber meist erst aufmerksam auf unsere Fracht. Dies führte öfter zu Verwirrung bei den Zollbeamten, denn die wussten meist nichts anzufangen mit dem CITES-Dokument. Sie dachten, es müsse sich um ein Zollpapier handeln und waren dann oft nicht ganz zufrieden, denn so sieht es nunmal nicht aus – und eine derartige Musikinstrumentenbescheinigung hatten die meisten Zöllner noch gar nicht gesehen. Gelöst hat sich die Situation aber jedesmal dadurch, dass ich dem kontrollierenden Zollbeamten kurz deren jeweilige Nationalhymne anspielte – und schon leuchtete ein Lächeln über ihr Gesicht. Bei der Einreise nach Montenegro erschall sogar spontan Applaus aus einem anderen Schalterfenster. Beim Grenzübertritt nach Albanien dachte ich, es würde sich bei der Sichtkontrolle noch um die Ausreiseformalitäten aus Montenegro handeln und spielte also abermals deren Hymne. Der Zollbeamte beschwerte sich jedoch sofort und meinte, ich solle doch die von Albanien spielen. Dummerweise ist in keinem der drei Hymnenbücher, die ich extra besorgt hatte, die Albanien-Hymne enthalten. Alle möglichen, sogar die von Nordkorea, – aber eben nicht die albanische. Als ich dem Beamten diesen Missstand bedauernd zeigte, lachte er – und gab uns den Stempel. Sein griechischer Kollege an der nächsten Grenze war wiederum total begeistert von dem „very beautiful sound“ des Flügels, nachdem ich die griechische Hymne ‚vom Blatt gebrochen‘ hatte – obwohl dessen Stimmung auf der Tour bis dorthin schon ein wenig gelitten hatte.

Goodbye Memmingen, pfia di!

Am Tag unserer Abreise von zuhause waren wir wieder mal ziemlich spät dran. Bis alles eingepackt war und wir noch unser Abfahrtsvideo gedreht hatten, waren wir bereits eine gute Stunde gegenüber unserer Planung verspätet. Eigentlich hatten wir für diesen Nachmittag noch einen kurzen Zwischenstopp bei Tom, unserem Anhängerinstallateur, in Albaching (östlich von München) ausgemacht, weil da was mit unserem Abwasserschlauch nicht so war wie es sein sollte. Aber wie es oft so ist, kommt es anders als man denkt – und plant. Auf dem Weg zur Autobahnauffahrt Memmingen-Ost wollte ich noch schnell einen letzten Brief zur Post bringen. Ich hielt dort kurz an, Conny hüpfte aus dem Auto, um ihn einzuwerfen, und ich fuhr ein kleines Stück weiter vor, weil da zum Halten etwas mehr Platz war. Dabei passierte es! Beim Einschwenken nach Connys Hinaushüpfer fädelte die hintere Kante unseres Anhängers den Außenspiegel eines längs geparkten SUVs ein und entfernte diesen gewaltsam vom Rest des teuren BMWs. Super! Die Weltreise geht ja gut los – keine fünf Minuten unterwegs, und schon ein Unfall! Schön blöd… Nachdem der Besitzer des SUVs nicht auszumachen war, hieß es also, die Polizei anzurufen – „es wird aber ein paar Minuten dauern, bis die Kollegen vor Ort sind“ – und zu warten. Aus den „paar Minuten“ wurde eine halbe Stunde, und bis wir endlich losfahren konnten vergingen nochmal etwa 20 Minuten. Tom wartete bereits. Wir waren noch in Memmingen. Tom hatte abends einen Termin. So beschlossen wir, zu ihm zu fahren und auf einem Platz neben seiner Werkstatt zu nächtigen. Am nächsten Morgen, der ein Sonntagmorgen war, wollte er uns bedienen. Typisch Tom: „Ab sechs Uhr bin ich da. Aber da schlaft ihr ja noch. Kommt einfach, wenn ihr wach seid…“ Und so haben wir es gemacht. Tom und sein Bruder, den er extra wegen uns am Sonntag Früh herbeizitiert hatte – denn dieser war bei unserem Anhänger für die Wassersachen zuständig – richteten, was zu richten war, Conny und ich setzten uns derweil in die Sonne. Ich kletterte dazu auf unsere Aussichtsplattform, Conny wollte lieber unten bleiben…

Gegen 15 Uhr war die Reparatur abgeschlossen – der Anblick von Geld löste bei Tom wiedermal eine Reaktion aus, als würde ich ihm den Leibhaftigen persönlich vorhalten – und so konnten wir nun schließlich wirklich endgültig aufbrechen – zu unserer Weltreise.


Für die erste Rast an diesem Tag entschlossen wir uns ganz spontan zum Abendessen im ‚Piazza‘ , einem total urigen italienischen Restaurant in Ljubljana, in das ich früher öfter mit meiner ehemaligen Klavierlehrerin Marina Horak gegangen war, die davon gleich ums Eck gewohnt hatte, aber leider letztes Jahr verstorben war. Schade, dass sie den Flügel im Anhänger nicht mehr sehen konnte – sie hätte bestimmt ihre helle Freude an der verrückten Idee ihres früheren Schülers gehabt…

Die Nacht verbrachten wir an einer Autobahnraststätte in Kroatien. Nicht romantisch, aber zweckmäßig…

Im Weiteren verlief die Fahrt durch die folgenden Länder recht ruhig. Spannend waren, wie bereits beschrieben, nur die Grenzübertritte. Wir fuhren entlang der fantastischen S8, der Küstenstraße ab Rijeka in Richtung Dubrovnik, vorbei an Zadar und Split mit den wunderschönen Altstädten. Das Wetter war zu der Zeit noch recht gut, sodass wir beeindruckende Ausblicke aufs Meer und traumhafte Sonnenuntergänge erleben durften.

Eine kurze Überfahrt mit einer kleinen Fähre in Montenegro

In Montenegro änderte sich allerdings das Wetter. Während unserer einzigen Nacht in diesem schönen Land, die wir auf dem Parkplatz eines Restaurants auf einer Anhöhe über der Küste verbrachten, gab es einen solchen Gewittersturm mit heftigem Wind und Hagel, dass wir uns gezwungen sahen, in unserem mobilen Heim ein ‚Stockwerk‘ tiefer zu ziehen und das Aufstelldach unseres ‚Marco-Polo‘ zu schließen, wo wir sonst immer schlafen, weil man so unten nicht alles umbauen muss. Anderenfalls hätte möglicherweise die Textilwand des Daches Schaden nehmen können. Ab dieser Nacht hatten wir erst einmal eine Folge von mehreren trüben und regnerischen Tagen zu überstehen. War es doch ein Fehler, erst Ende September zur großen Reise zu starten?

Unser Übernachtungsplatz in Montenegro - da war das Wetter ja noch ok...
Unser Übernachtungsplatz in Montenegro – da war das Wetter ja noch ok…
Wären wir nicht lieber zu Hause geblieben?!

Der nächste Tag führte uns nach Albanien. Zunächst war das nicht wirklich was für’s Auge – zumal bei dieser grauen Witterung. Es folgten viele Bauruinen auf öde Dörfer, der Straßenverkehr gestaltete sich eher egoistisch und chaotisch. Aber in seiner Andersartigkeit war das durchaus faszinierend. Und es kamen auch andere Abschnitte. Das Wetter wurde auch wieder besser – zumindest vorübergehend…

Von hier aus ging es weiter in Richtung griechische Grenze über den zwar ziemlich touristischen, aber recht schönen Küstenort Saranda. Hier setzten wir uns in den Garten einer Pizzeria direkt am Meer. Kaum hatten wir Platz genommen, schallten vom Nachbartisch vertraute Klänge herüber – eine Gruppe ‚Touris‘ aus der Gegend zwischen Ulm und Stuttgart. Nun sind wir etwa eine Woche unterwegs und fast 2.000 Kilometer gefahren – bis nach Südalbanien! – und was hören wir? Schwäbisch…

Fahrt durch Albanien

Wir genießen es, die vielen typischen Eigenheiten jedes Landes zu erleben. Ganz besonders toll finden wir es aber auch, wenn wir Dinge entdecken, die für ein Land nicht wirklich typisch sind – und wir sie daher nicht erwarten. Wie eben beispielsweise das ‚Red Indian Rock Café‘ in Himare. Diese Entdeckungen wollen wir gerne immer wieder dokumentieren. Das folgende Foto aus Vlora in Albanien zeigt auch noch eine solche…

Eine schöne alte Vespa in italienischen Nationalfarben!

Wir sehen uns wieder – demnächst in Griechenland…

6 Kommentare zu „2. Die ersten 2.000 km bis Griechenland

  1. Wow ihr zwei, na da habt ihr ja schon eine große Palette an Eindrücken auf eurer Weltreise sammeln können….wenn auch euer start etwas holprig war, wünsche ich euch jetzt eine geruhsame und vor allem unfallfreie Fahrt bei hoffentlich schönem Wetter!!! LG Yvonne

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    1. PS: Danke, dass ihr uns mit Euren tollen Bildern und Videos mit auf Entdeckungsreise durch die Welt mitnehmt! Conny die Sturmfrisur stand dir gut! 😀

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  2. Toll! Danke fürs Teilen. Arbeitest du jetzt an einer One World Nationalhymne? Dann wäre es doch einfacher, oder? 😉

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    1. Das wäre ne gute Idee! Oder ein Nationalhymnen Potpourri.

      LG Yvonne

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  3. Merhaba , Hello ,
    2 Güzel insanı Türkiye-Rize Merkez – Mola Kafe de misafir etmek , onlarla tanışmak , konuşmak ve sonunda piyano resitali bizleri çok mutlu etti. Umarım tekrar görüşürüz. Yolunuz açık olsun .
    güle güle gidiniz . Bye bye

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  4. So schöne Bilder! Ich war schon lange nicht mehr reisen. Dieser Blog inspiriert mich wieder öfters mal zu Reisen, wo die Zeit noch da ist und die Gesundheit noch mit macht.

    Liebe Grüße Alisa

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